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Zeigt einen Traktor der ein Feld für die Ernte vorbereitet
Der Nutzen von Bienen für die Landwirtschaft

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Der Nutzen von Bienen für die Landwirtschaft ist immens und weit über die Honigproduktion hinaus von entscheidender Bedeutung. Es geht im Wesentlichen um die Bestäubung, eine Ökosystemdienstleistung, die einen erheblichen wirtschaftlichen Wert darstellt und für die globale Nahrungsmittelproduktion unverzichtbar ist.Hier sind die Hauptpunkte, die den Nutzen von Bienen für die Landwirtschaft verdeutlichen:

Steigerung von Ertrag und Qualität

  • Quantität der Ernte: Der wichtigste Beitrag der Bienen ist die Bestäubung von Nutzpflanzen. Schätzungsweise 75% bis 80% der Nutzpflanzen weltweit sind ganz oder teilweise auf die Bestäubung durch Tiere, hauptsächlich Insekten wie Bienen, angewiesen. Ohne ausreichende Bestäubung würden die Erträge bei vielen wichtigen Kulturen drastisch sinken. Bei Obstbäumen wie Äpfeln, Kirschen oder Birnen, aber auch bei Raps, Sonnenblumen, Beerenobst und vielen Gemüsesorten wie Kürbissen, Gurken und Tomaten, führen Bienen zu deutlich höheren Ernteerträgen. Studien zeigen, dass durch die Anwesenheit von Bienen die Ernteerträge um bis zu 30% gesteigert werden können.
  • Qualität der Ernte: Bienen beeinflussen nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität der Früchte und Samen. Eine gute Bestäubung sorgt für:
    • Größere und schönere Früchte: Vollständig bestäubte Früchte sind oft besser ausgebildet, größer und gleichmäßiger in Form und Größe.
    • Bessere Samenqualität: Bei Pflanzen, die Samen produzieren (z.B. Ölsaaten wie Raps), führt die Bienenbestäubung zu einer höheren Samenqualität und besseren Keimraten.
    • Höherer Nährwert: Bei einigen Pflanzen, wie Mandeln, wurde festgestellt, dass bienenbestäubte Früchte einen höheren Gehalt an gesunden Fetten und Vitaminen aufweisen.
  • Gleichmäßige Reife: Durch eine effiziente Bestäubung reifen die Früchte an einer Pflanze oft gleichmäßiger, was die Ernteprozesse für Landwirte erleichtert und Ernteverluste reduziert.

Wirtschaftliche Bedeutung

  • Direkter Wert: Der ökonomische Wert der Bestäubungsleistung durch Bienen (und andere Bestäuber) ist immens. Für Österreich wird er auf rund 870 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Weltweit liegt dieser Wert im zweistelligen bis dreistelligen Milliardenbereich. Dieser Wert übersteigt den Ertrag aus der Honigproduktion um ein Vielfaches (teilweise um das 10- bis 15-fache).
  • Absicherung von Lebensmitteln: Viele unserer Grundnahrungsmittel, die wir täglich konsumieren, wären ohne Bienenbestäubung kaum oder gar nicht verfügbar. Das betrifft eine breite Palette von Obst, Gemüse, Nüssen und Ölsaaten. Der Ausfall dieser Kulturen hätte katastrophale Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung und die Weltwirtschaft.
  • Spezialisierte Bestäubungsdienstleistungen: Viele Imker bieten Landwirten gezielt Bestäubungsdienstleistungen an, indem sie Bienenvölker für eine bestimmte Zeit auf Felder und Plantagen stellen. Dies ist eine wichtige Einkommensquelle für Imker und eine Investition für Landwirte, um ihre Erträge zu sichern und zu optimieren.

Biodiversität und Ökosystemstabilität

  • Erhalt der Artenvielfalt: Bienen bestäuben nicht nur Nutzpflanzen, sondern auch eine riesige Vielfalt an Wildpflanzen. Dies ist entscheidend für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Ökosystemen. Ein gesunder Bestand an Wild- und Nutzpflanzen bildet die Grundlage für viele andere Tiere (Insekten, Vögel, Säugetiere) und trägt zur Stabilität der Ökosysteme bei.
  • Indikator für Umweltgesundheit: Bienenpopulationen sind ein wichtiger Indikator für die Gesundheit unserer Umwelt. Ein Rückgang der Bienenpopulationen kann auf ernsthafte Umweltprobleme wie den Verlust von Lebensräumen, den übermäßigen Einsatz von Pestiziden oder den Klimawandel hinweisen.

Herausforderungen und Schutzmaßnahmen

Trotz ihrer enormen Bedeutung sind Bienen, insbesondere Wildbienen, weltweit bedroht. Der Verlust von Lebensräumen (Monokulturen, versiegelte Flächen), der Einsatz von Pestiziden (insbesondere Neonikotinoide) und der Klimawandel setzen den Bienen stark zu. Die Landwirtschaft und die Gesellschaft insgesamt haben ein großes Interesse daran, die Bienenpopulationen zu schützen und zu fördern. Dazu gehören:

  • Pflanzenvielfalt: Anbau von Blühflächen und vielfältigen Kulturen, um den Bienen ganzjährig Nahrung zu bieten.
  • Reduzierung von Pestiziden: Insbesondere der Verzicht auf bienengefährliche Mittel oder deren Anwendung zu bienenfreundlichen Zeiten (z.B. außerhalb des Bienenflugs).
  • Schaffung von Nistplätzen: Bereitstellung von Totholz, Sandflächen oder speziellen „Bienenhotels“ für Wildbienen.
  • Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Imkern: Eine enge Kooperation kann dazu beitragen, die Bestäubungsleistung zu optimieren und Verluste zu vermeiden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bienen weit mehr als Honiglieferanten sind; sie sind unverzichtbare Partner der Landwirtschaft und der Garant für die Produktion vieler unserer Nahrungsmittel. Ihr Beitrag ist ein Eckpfeiler der globalen Nahrungssicherheit und der ökologischen Stabilität.

Der Nutzen von Bienen für die österreichische Landwirtschaft

Auch in Österreich sind Bienen (sowohl Honigbienen als auch die zahlreichen Wildbienenarten) für die Landwirtschaft unverzichtbar. Ihre Bestäubungsleistung ist ein fundamentaler Wirtschaftsfaktor und sichert einen Großteil unserer heimischen Nahrungsmittelproduktion.

Wirtschaftlicher Wert der Bestäubung:

  • Die Bestäubungsleistung der Bienen in Österreich wird auf rund 525 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Manche Schätzungen gehen sogar bis zu 900 Millionen Euro. Dieser Wert übersteigt den Ertrag aus der Honigproduktion um ein Vielfaches und zeigt, wie essenziell die Bienen für die Wertschöpfung in der Landwirtschaft sind.
  • Für einzelne Kulturen ist der Wert besonders hoch: So liegt der Wert der Bestäubung für Äpfel zwischen 25 und 180 Millionen Euro pro Jahr und für den Ölkürbis zwischen 20 und 100 Millionen Euro pro Jahr. Dies verdeutlicht die direkte Abhängigkeit dieser Schlüsselkulturen von den Bienen.
  • Rund 80% der heimischen Kultur- und Wildpflanzen werden durch Honigbienen bestäubt.

Abhängige Kulturen in Österreich:

  • Viele in Österreich angebaute Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen, um gute Erträge zu liefern. Dazu gehören:
    • Obst: Äpfel, Birnen, Kirschen, Marillen, Zwetschken, Beeren (Himbeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren)
    • Ölfrüchte: Raps, Sonnenblumen, Ölkürbis
    • Gemüse: Gurken, Kürbisse, Paradeiser (Tomaten), Bohnen
    • Futterpflanzen: Kleearten und Luzerne (hier sind oft Wildbienen, insbesondere Hummeln, besonders wichtig)
    • Samenproduktion: Viele Kräuter und Gewürze, aber auch die Samenproduktion von Gemüsearten für die nächste Aussaat.

Rolle von Honig- und Wildbienen:

Hummeln auf Samthortensie
  • Neben der Honigbiene, die in Österreich durch eine große Anzahl an Imkern relativ gut betreut wird (die Zahl der Honig-Bienenvölker hat in den letzten Jahren sogar zugenommen), spielen die fast 700 Wildbienenarten eine ebenso wichtige Rolle.
  • Wildbienen sind oft spezialisierter auf bestimmte Pflanzenarten oder haben bestimmte Bestäubungstechniken (z.B. „Buzz Pollination“ bei Tomaten, die von Hummeln durchgeführt wird, da sie den Pollen durch Vibration lösen können, was Honigbienen nicht tun).
  • Manche Blütenformen sind für Honigbienen weniger zugänglich, hier übernehmen Wildbienen die Hauptarbeit.
  • Der Schutz von Wildbienen ist daher nicht nur eine Naturschutzfrage, sondern auch eine wichtige landwirtschaftliche Notwendigkeit.

Herausforderungen und Schutzmaßnahmen in Österreich:

  • Lebensraumverlust: Auch in Österreich ist die Intensivierung der Landwirtschaft (Monokulturen, häufige Mahd, Verlust von Hecken und Blühflächen) eine große Bedrohung für Bienen. Weniger Vielfalt an blühenden Pflanzen bedeutet weniger Nahrung für Bienen.
  • Pestizideinsatz: Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere bienengefährliche Substanzen, ist auch in Österreich ein Problem. Es gibt jedoch Bestrebungen und Programme (wie das ÖPUL – Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft), die den integrierten Pflanzenschutz fördern und den Einsatz von Pestiziden auf das notwendige Maß begrenzen sollen.
  • Klimawandel: Veränderungen in Blühzeiten und Wetterextremen können die Synchronisation zwischen Blühphasen der Pflanzen und dem Aktivitätszyklus der Bienen stören.

Initiativen in Österreich:

  • Es gibt zahlreiche Initiativen in Österreich, die sich für den Bienenschutz einsetzen, wie „Blühendes Österreich“ oder Programme zur Förderung von Blühflächen in der Landwirtschaft.
  • Das ÖPUL spielt eine wichtige Rolle, indem es Landwirte für umweltfreundliche Bewirtschaftungsmethoden, die auch Bienen zugutekommen, finanziell unterstützt.
  • Plattformen wie die „Bienenwanderbörse“ bringen Landwirte und Imker zusammen, um eine gezielte Bestäubung von Kulturflächen zu ermöglichen.

Kurz gesagt: Die Bienen sind für die österreichische Landwirtschaft von existenziellem Wert. Sie sichern nicht nur hohe Ernteerträge und gute Qualität, sondern auch die Vielfalt unserer Kulturlandschaft und damit unsere Ernährungssicherheit. Der Schutz und die Förderung der Bienenpopulationen ist daher eine gemeinsame Aufgabe von Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft.

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