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Die Bedeutung öffentlicher Flächen für Bienen und deren Nutzen

Öffentliche Grünflächen bilden ein Netzwerk, das Lebensräume miteinander verbindet

„Grüne Infrastruktur“ und Vernetzung:

Öffentliche Grünflächen bilden ein Netzwerk, das Lebensräume miteinander verbindet. Sie ermöglichen es Bienen, sich in der Stadt zu bewegen und verschiedene Nahrungsquellen zu erreichen, die sonst isoliert wären.

Sie dienen als „Trittsteinbiotope“ in einer oft versiegelten oder intensiv genutzten Landschaft und sind essenziell für die genetische Vielfalt der Bienenpopulationen.

Ganzjähriges Nahrungsangebot:

Ähnlich wie in privaten Gärten kann die Gestaltung öffentlicher Flächen darauf abzielen, ein durchgängiges Nahrungsangebot vom Frühjahr bis zum Herbst zu gewährleisten. Dies ist besonders wichtig, da in der Umgebung oft nur kurzfristig große Mengen an Pollen und Nektar verfügbar sind (z.B. zur Rapsblüte)

Vermeidung von Pestiziden:

Viele Gemeinden und Städte in Österreich haben sich dazu verpflichtet, auf öffentlichen Flächen den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. Dies macht diese Flächen zu sicheren Rückzugsorten für Bienen.

Nistmöglichkeiten und Unterschlupf:

  • Abseits der gepflegten Zierbeete können öffentliche Flächen auch wichtige Nistmöglichkeiten bieten:
  • Blumenwiesen: Ungemähte oder nur extensiv gemähte Wiesenbereiche bieten nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz und Nistmöglichkeiten im Boden.
  • Hecken und Gehölze: Einheimische Hecken und Sträucher (z.B. Weiden, Schlehen, Holunder) bieten Nahrung und Unterschlupf.
  • Totholz und offene Bodenstellen: Gezielt belassene Totholzinseln oder unversiegelte Sandflächen können wichtige Nistplätze für Wildbienen sein.

Bewusstseinsbildung und Vorbildfunktion:

Bienenfreundlich gestaltete öffentliche Flächen sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern haben auch eine wichtige pädagogische Funktion. Sie machen das Thema Bienenschutz sichtbar und zeigen den Bürgern, wie einfach es sein kann, Bienen zu helfen.

Gemeinden, die sich als „Bienenfreundliche Gemeinde“ (wie in Oberösterreich, siehe Suchergebnisse) oder „Natur im Garten“ zertifizieren lassen, übernehmen eine Vorbildfunktion und inspirieren auch private Gartenbesitzer.

Konkrete Maßnahmen in Österreich bei öffentlichen Flächen:

Verschiedene Initiativen für Bienenfreundliche Bepflanzung von öffentlichen Flächen

In Österreich gibt es zahlreiche Initiativen und praktische Umsetzungen zur bienenfreundlichen Gestaltung öffentlicher Flächen:

Anlage von Blühwiesen und Wildblumenbeeten: Statt monotoner Rasenflächen werden blütenreiche Wiesen eingesät oder Wildblumenbeete angelegt. Oft mit regionalem Saatgut, das an die heimische Flora und Fauna angepasst ist.

Beispiel Linz:

Die Stadt Linz legt bei der Neuanlage von begrünten Randstreifen und Verkehrsinseln großen Wert auf die Bepflanzung mit heimischen Wildstauden. Auch wechselfeuchte Mulden auf dem JKU-Gelände werden naturnah umgestaltet, um Insekten anzuziehen.

Extensive Pflege von Grünflächen: Weniger häufiges Mähen von Grünstreifen, Böschungen und Parks, um den Pflanzen die Möglichkeit zu geben, zur Blüte zu kommen und Samen auszubilden. Oft wird nur abschnittsweise gemäht („Mosaikmahd“).

Bienenfreundliche Baumbepflanzung: Bei der Neuanlage von Alleebäumen oder in Parks wird auf bienenfreundliche Baumarten mit unterschiedlichen Blühzeiten geachtet, um ein längeres Nahrungsangebot zu gewährleisten.

Schaffung von Insektenhotels und Nisthilfen: In Parks, auf Schulhöfen oder an öffentlichen Gebäuden werden Insektenhotels aufgestellt.

Entsiegelung von Flächen: Wo möglich, werden versiegelte Flächen entsiegelt und begrünt.• Informationstafeln: Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen und auf die Bedeutung der Maßnahmen hinzuweisen, werden oft Schilder wie „Hier wächst eine Bienenweide“ aufgestellt.

Städtische Bienenhaltung (Urban Beekeeping): In Städten wie Wien gibt es eine zunehmende Zahl von Stadt-Imkern, die Bienenvölker auf Dächern von öffentlichen Gebäuden (z.B. Staatsoper, Rathaus, Museen) oder in Parks ansiedeln. Die Vielfalt an Pflanzen in einer Stadt sorgt hier oft für einen besonders aromatischen Stadthonig.

Beispiel Wien:

Die „Wiener Stadtbienen“ finden aufgrund der vielen Grünflächen (Parks, Gärten, Alleen, begrünte Dächer) und des geringeren Pestizideinsatzes in der Stadt gute Lebensbedingungen. Wiener Linien gestalten sogar Flächen entlang der Straßenbahn- und U-Bahn-Gleise bienenfreundlich.

Schulprojekte und Workshops: Viele Gemeinden und Schulen integrieren das Thema Bienenschutz in Bildungsprogramme und gestalten gemeinsam mit Schülern bienenfreundliche Schulhöfe oder betreuen Insektenhotels.Öffentliche Flächen sind somit nicht nur grüne Lungen für die Bewohner, sondern auch unverzichtbare Lebensadern für Bienen. Ihre bienenfreundliche Gestaltung ist ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Artenvielfalt und die Sicherung der Bestäubungsleistung in Österreich.

Der gegenseitige Nutzen: Wie Bienen öffentliche Grünflächen bereichern

Bienen sind viel mehr als nur Bewohner öffentlicher Grünflächen; sie sind wichtige, aktive Beiträge zur Gesundheit und Schönheit dieser Umgebungen. Ihre Anwesenheit bringt eine Fülle von Vorteilen mit sich, die die Qualität und Biodiversität öffentlicher Gärten, Parks und städtischer Grüninfrastruktur direkt verbessern.

Bestäubungsleistungen für die Flora

Dies ist vielleicht die wichtigste Rolle, die Bienen spielen. Öffentliche Gärten und Grünflächen sind oft mit vielfältigem Pflanzenleben, einschließlich einer Vielzahl von Blütenpflanzen, Bäumen und Sträuchern, gestaltet. Bienen als primäre Bestäuber stellen sicher, dass diese Pflanzen sich fortpflanzen können, indem sie Pollen von einer Blüte zur anderen übertragen. Dies führt zu:

Erhöhter Biodiversität: Eine erfolgreiche Bestäubung ermöglicht es Pflanzen, Samen und Früchte zu produzieren, was zur Regeneration und Verbreitung verschiedener Pflanzenarten im öffentlichen Raum führt. Dies bereichert die gesamte Biodiversität des Gartens.

Verbesserter Ästhetik: Ein direktes Ergebnis effektiver Bestäubung sind reichere und lebendigere Blüten. Dies macht öffentliche Gärten optisch ansprechender und angenehmer für Besucher, was zum Aspekt der „grünen Lunge“ städtischer Gebiete beiträgt.

Unterstützung lokaler Ökosysteme: Die durch Bienenbestäubung produzierten Früchte und Samen bieten auch Nahrungsquellen für andere Wildtiere wie Vögel und kleine Säugetiere, wodurch öffentliche Grünflächen weiter in das breitere städtische Ökosystem integriert werden.

Natürliche Schädlingsbekämpfung

Obwohl dies nicht ihre Hauptaufgabe ist, deutet eine gesunde Bienenpopulation oft auf ein florierendes Ökosystem hin, das indirekt zur natürlichen Schädlingsbekämpfung beitragen kann. Viele nützliche Insekten, die sich von Gartenschädlingen ernähren, werden von der gleichen vielfältigen Pflanzenwelt angezogen, die Bienen bevorzugen. Ein durch Bestäuber gefördertes ausgewogenes Ökosystem kann den Bedarf an chemischen Eingriffen in öffentlichen Räumen reduzieren.

Indikator für Umweltgesundheit

Bienen gelten oft als Bioindikatoren. Eine robuste und vielfältige Bienenpopulation in öffentlichen Räumen deutet auf eine gesunde Umwelt mit guter Luftqualität, minimalem Pestizideinsatz und einer reichen Vielfalt an Pflanzenleben hin. Ihre Anwesenheit kann als natürlicher Maßstab für das ökologische Wohlergehen der städtischen Grüninfrastruktur dienen und Stadtplanern und Bürgern gleichermaßen signalisieren, dass ihre Bemühungen zur Schaffung von Grünflächen erfolgreich sind.

Bildungschancen

So wie öffentliche Räume über den Bienenschutz aufklären, bieten die Anwesenheit von Bienen in diesen Räumen unschätzbare Bildungsmöglichkeiten in Echtzeit. Die Beobachtung von Bienen in ihrem natürlichen Lebensraum in öffentlichen Gärten kann:
Bewusstsein schaffen: Es macht das abstrakte Konzept der Bestäubung greifbar und fördert eine tiefere Wertschätzung für die Natur bei Stadtbewohnern.
Bürgerwissenschaft fördern: Es kann Anwohner, insbesondere Kinder, dazu inspirieren, mehr über Insekten, Ökosysteme und die Bedeutung des Naturschutzes zu erfahren, was möglicherweise zur Teilnahme an Bürgerwissenschaftsprojekten führt.
Verantwortungsbewusstes Verhalten fördern: Das Gedeihen von Bienen zu sehen, kann Einzelpersonen dazu ermutigen, bienenfreundliche Praktiken in ihren eigenen privaten Gärten und auf ihren Balkonen anzuwenden, was die positiven Auswirkungen verstärkt.

Im Wesentlichen bieten öffentliche Gärten einen wichtigen Lebensraum für Bienen, und im Gegenzug tragen Bienen erheblich zur ökologischen Gesundheit, Schönheit und zum Bildungswert dieser städtischen Oasen bei. Es ist eine wirklich wechselseitig abhängige Beziehung, die die Bedeutung einer durchdachten und integrierten Stadtplanung unterstreicht.

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